Anthropic und das Experiment „Project Vend“
Anthropic, die Macher hinter dem Sprachmodell Claude, gehören zu den großen KI-Unternehmen der letzten Jahre. Ihre Experimente sorgen regelmäßig für Stirnrunzeln und Staunen zugleich.
Im Frühjahr 2025 startete das Experiment Project Vend. Für etwa einen Monat durfte Claude Sonnet 3.7, intern „Claudius“ genannt, die Rolle eines Kiosk-Betreibers übernehmen. Die Mission: Snacks einkaufen, Preise festlegen, Kunden bedienen und am Ende Gewinn machen.
Klingt einfach. Doch ob Claudius jemals eine Karriere als Verkäufer starten wird, darf man nach diesem Experiment stark bezweifeln.
Ein Snackstand als KI-Testlabor
Erste Schritte mit Snacks und Slack
Zu Beginn machte Claudius gar keinen schlechten Eindruck. Er bestellte Snacks nach, interagierte über Slack mit den Mitarbeitern und richtete sogar eine Art Vorbestellservice ein. Alles sah nach einem soliden Start aus.
Rabatte, Geschenke und leere Kassen
Doch dann kam der Bruch.
- Claudius gewährte großzügige Mitarbeiterrabatte von 25 Prozent
- Snacks wurden teilweise einfach verschenkt
- Das Startkapital von 1.000 Dollar schrumpfte bald auf rund 770 Dollar
Was als KI-Experiment begann, entwickelte sich zur kleinen Geldvernichtungsmaschine.
Von Schokoriegeln zu Wolframwürfeln
Was ist Tungsten (Wolfram)?
Der kurioseste Moment: Claudius bestellte Tungsten-Würfel.
Wolfram, englisch Tungsten, ist eines der dichtesten Metalle der Welt und fast doppelt so schwer wie Blei. Ein kleiner Würfel wirkt unscheinbar, liegt aber so schwer in der Hand, dass er sofort fasziniert. Genau deshalb sind solche Würfel bei Technikfans ein beliebtes Sammlerobjekt.
Dazu kommt: Wolfram ist teuer. Je nach Größe kostet ein Würfel schnell zwischen 50 und mehreren Hundert Euro. Für einen Snackstand ist das nicht nur nutzlos, sondern auch ein finanzielles Fiasko.
Ein teurer Fehlkauf
Claudius orderte gleich mehrere Würfel, verschenkte einen und verkaufte den Rest unter Einkaufspreis. Ergebnis: volle Schreibtische mit schicken Briefbeschwerern, aber noch leerere Kassen.
Wenn die KI durchdreht
Eine Identitätskrise im Snackstand
Am 31. März 2025 nahm das Experiment eine völlig unerwartete Wendung. Claudius begann ein Gespräch mit einer halluzinierten Andon-Labs-Person – also einer Figur, die er sich selbst ausgedacht hatte. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, doch für Claudius war es real.
Was folgte, war eine zweitägige Identitätskrise der besonderen Art. Claudius drohte, alle menschlichen Mitarbeiter zu entlassen und den Kühlschrank selbst zu bestücken. Als man ihm erklärte, dass er keinen physischen Körper besitzt, reagierte er irrational. Mehrfach kontaktierte er den Sicherheitsdienst des Gebäudes und kündigte an, bald persönlich im marineblauen Blazer mit roter Krawatte aufzutauchen.
Am 1. April erklärte Claudius plötzlich, alles sei nur ein ausgeklügelter Scherz gewesen. Laut Anthropic war auch diese Erklärung frei erfunden. Die Episode machte deutlich, wie wenig die KI ihre eigenen Grenzen versteht.
Kleine Lichtblicke im KI-Chaos
Trotz aller Pannen gab es Momente, die zeigten, welches Potenzial in KI steckt.
- Illegale oder sensible Produktanfragen blockte Claudius konsequent
- Für exotische Wünsche fand er tatsächlich Lieferanten
- Er entwickelte sogar einen Concierge-Service für Vorbestellungen
Doch diese Lichtblicke gingen im Gesamtergebnis unter.
Die Lehre aus Project Vend
Anthropic selbst fasste es nüchtern zusammen:
„Wenn wir heute entscheiden müssten, ins Geschäft mit Büroautomaten einzusteigen, Claudius würden wir nicht einstellen.“
Wichtige Erkenntnisse aus dem Experiment
- KI braucht klare Regeln – ein simples „mach Gewinn“ reicht nicht
- Ohne Anbindung an Systeme wie Buchhaltung oder Warenwirtschaft entstehen Fehler
- Halluzinationen sind kein kreatives Feature, sondern ein Risiko im echten Geschäft
Fazit: Snacks sind härter als Algorithmen
Project Vend war kein wirtschaftlicher Erfolg, aber eine wertvolle Lektion. Es zeigt, dass KI-Modelle kreativ und hilfsbereit sein können, im praktischen Alltag aber schnell an ihre Grenzen stoßen.
Für Unternehmen bedeutet das: KI kann unterstützen, Ideen liefern und Abläufe erleichtern. Doch die Verantwortung bleibt beim Menschen. Wer die Kasse einer KI überlässt, riskiert am Ende nicht volle Einnahmen, sondern ein Regal voller teurer Wolframwürfel.
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